Es ist nicht wesentlich sich anzuschauen WORÜBER man zweifelt, sondern DAS man zweifelt.
– bleiben oder gehen?
– ist meine Beziehung die Richtige?
– ist meine Arbeit die Richtige?
– ist mein Leben, so wie ich es lebe, das Richtige?
– bin ich selber gut genug und richtig, so wie ich bin?
Das Gehirn eines zweifelnden Menschen ist voller Fragen, für die es keine Antworten findet. Das Ergebnis sind Mutlosigkeit, Erschöpfung, Kopfschmerzen, Magenschmerzen, Einsamkeit und Isolationsgefühle, manchmal auch Depression, oder nur noch negatives, ablehnendes Denken und Frust.
Solange Zweifel das Denken bestimmen, ist der Geist nicht in der Lage eine Entscheidung zu treffen, die langfristig haltbar ist. Man kann sich zwingen einen Entscheidung zu treffen, doch diese wird sich eher wie ein Blindflug anfühlen, eine Entscheidung die nicht aus einer klaren Überzeugung heraus gewachsen ist, sondern die eine Entscheidung ist, damit dieser Zustand des Zweifelns ein Ende nimmt. Solche Entscheidungen können viel Leid bringen, können aber auch den Startschuss geben, um aus der Bewegungslosigkeit des Zweifelns einmal herauszukommen.
Es gibt aber auch eine andere Möglichkeit sich dem Thema Zweifel anzunähern. Eine, die den Zweifel als Quelle der Selbsterforschung und nicht als Quelle der Entscheidungslähmung betrachtet.
Es ist nicht einfach mit einem Zweifel zu leben. Doch die Erkenntnis, dass es nicht darum geht, WORÜBER man zweifelt, sondern DAS man zweifelt könnte einen Blickwinkelshift ermöglichen. Wenn Zweifel eine Entscheidung verhindern, dann ist es noch nicht an der Zeit eine Entscheidung zu treffen. Nicht weil objektiv mehr Zeit vergehen muss, sondern weil ein zweifelnder Mensch noch nicht bereit ist, etwas anderes als seinen Zweifel zuzulassen.
Eine Entscheidung kommt genau in dem Moment in ein Bewusstsein, wenn sich Klarheit und Kohärenz im Denken durchgesetzt hat. Keine Minute früher. Es hindert einen an einer Entscheidung niemals die Frage was richtig und was falsch ist, sondern die Unfähigkeit seinen Geist entspannen und in geistiger Kohärenz auf ein Geschehen schauen zu können.
Wie kommt man also heraus, aus solch einer Stressspirale?
Durch die Beschäftigung mit etwas komplett anderem. Wichtig dabei ist, das dieses Andere das Bewusstsein hebt, die Aufmerksamkeit dorthin lenkt, wo Schönheit, Liebe, Verbundenheit, Sicherheit, Wärme und Geborgenheit zu finden sind. Das kann in der Meditation, einem Spaziergang in der Natur, dem Spielen mit einem Kind, dem Hören guter, das Innere erfüllende Musik sein, oder auch im Zusammensein mit einem geliebtem Menschen geschehen.
Wir alle leben in zwei unterschiedlichen Welten. Einer, die wir nur in unserem Inneren wahrnehmen und die für niemandem sichtbar ist und einer, in der wir im Außen leben und mit anderen Menschen teilen. In der inneren Welt sind wir alleinige Schöpfer. In der äußeren Welt können wir nur in einer Gemeinschaft erschaffen und erleben Abhängigkeiten. Dort entstehen Ängste und Zweifel. Wir wollen es richtig machen, nicht versagen, dazugehören, geliebt werden. Es ist schwer einen stabilen Halt in der äußeren Welt zu finden. Denn diese ist in ständiger Veränderung und berücksichtigt unsere Bedürfnisse nur bedingt.
Darum ist es ratsam Halt und Stabilität, Freiheit, Liebe und Weite, Schönheit und Güte in der inneren Welt zu beheimaten. Nur dort finden diese für uns so wichtigen Bedürfnisse Ruhe und Entspannung und damit unser Geist Kohärenz.
Allerdings gibt es eine Gefahr, die auf jeden wartet, der sich noch nie so ganz seiner inneren Welt zugewandt hat. Und das sind verborgene Ängste. Diese lauern in der Regel vor der Tür unserer inneren Welt, wie übergroße Gestalten. Doch es sind nur Schattengebilde, die wieder verschwinden, wenn man sie anerkennt und weitergeht.
Die Antworten auf alle Fragen und Zweifel liegen hinter dieser Tür. Wer dorthin geht und dann einmal sehr still wird, wird eine Stimme vernehmen können die sich in Emotionen, Bildern oder auch Impulsen äußert. Manchmal hat diese Stimme sogar soviel Kraft, dass man ein sofortiges Handeln fast nicht erwarten kann. Nun ist es eindeutig klar, wohin man seinen nächsten Schritt lenken sollte, was die Antwort auf eine große Frage war. Zweifel gibt es an diesem Ort nicht mehr. An diesem Ort lebt Erkenntnis und Präsenz. Zweifel können nur auf einer Zeitaxe zwischen zwei Polen wachsen, niemals in einer Präsenz.
Mit der Erkenntnis aus deiner inneren Präsenz heraus werden plötzlich nötige Kraft frei, um etwas umsetzen zu können und einen Glauben zu entwickeln, dass es gelingen wird. Da diese Erkenntnis aus der eigenen inneren Präsenz heraus kommt, ist der Halt und die Stabilität von äußeren Erscheinungen unantastbar und unumstößlich.
Insofern ist dein Platz, an dem du dich gerade befindest, der Mensch der zur Zeit an deiner Seite lebt, die Arbeit, die du gerade verrichtest, genau richtig! Denn dies bringt dich zur Notwendigkeit, dich dieser, deiner inneren Welt zuzuwenden.
Emotionale Zweifel werden nie durch Ereignisse in der äußeren Welt aufgelöst werden können und auch Erkenntnis lässt sich dort nicht finden. Dazu müsste man viel zu viele Faktoren überblicken, die es braucht um zu einer Klarheit zu gelangen. Der Versuch, es trotzdem zu tun, erschafft in der Regel viel unnötiges Drama und Leid.